Freiwilligen-Praktikum
Video vom Tagesablauf mit den Kindern
Reisebericht Kambodscha
Den vergangenen Monat haben wir in dem euch bekannten Waisenhaus in Kambodscha verbracht. Dieser Monat hat uns viel gelehrt, wir durften Teil an einem anderen und für uns neuen Leben haben. Wir sind in eine fremde Welt eingetaucht, mussten uns umstellen und Gewohnheiten ablegen.
Wir möchten Euch erzählen von dieser Erfahrung, von dem Leben, welches in diesem Moment ca. 9300 Kilometer entfernt stattfindet. Von den Menschen und Alltagen und unseren Eindrücken.
Zuerst möchten wir jedoch klarstellen, dass wir zwar einen Monat das Leben im Waisenhaus begleiten durften, wir jedoch auch nur einen punktuellen und limitierten Einblick in das stattfindende Leben in Kambodscha erhalten konnten. Wir möchten also nicht dazu neigen das Erlebte zu Pauschalisieren, und sind uns bewusst, dass wir immer noch nur einen externen Blick auf die Situation im Waisenhaus haben. Wir möchten euch bitten das während unserer Schilderung im Hinterkopf zu behalten und somit zu erinnern, dass wir lediglich den normal und uns zugänglichen Teil einer Situation schildern können.
Wer sind „Wir“ überhaupt? Wir sind Ella Steurer und Lola Jakubowski. Wir sind beide neunzehn Jahre alt und kommen aus Hamburg, Deutschland. Wir haben in diesem und vergangen Jahr unser Abitur absolviert und befinden uns aktuell in unserem ersten/zweiten „Gap Year“. Durch einen weitere Reise wussten wir, beide Anfang des Jahres, dass wir uns am Ende des Sommers in Südostasien befinden werden (Ella entscheidet sich länger bleiben, auch wegen Asien besser ausnutzen, Fliegen bla bla. Lola erfährt davon, entscheidet sich mit zu kommen).
Alltag im Waisenhaus
Ein typischer Tag fängt hier um ca 5:30 Uhr morgens an. Die Kinder die um 7 Uhr Schule haben stehen dann auf, putzen Zähne und ziehen sich ihre blau-weiße Schuluniform an. Parallel dazu fängt Lida morgens an zu kochen, wobei die älteren Kinder mithelfen. Morgens gibt es, wie zu jeder Mahlzeit, Reis mit einem getrocknetem und dann wieder aufgebratenem Stück Fleisch.
Danach heißt es für ca. zwei Drittel der Kinder sich auf den Weg in die Schule zu machen. Entweder mit dem Fahrrad, Motorrad oder auch zu Fuß. Der Schultag der kambodschanischen Kinder und Jugendlichen ist an den meisten Tagen aufgrund der Mittagshitze in zwei Hälften unterteilt. Von 07:00Uhr bis meist 11:00/11:30Uhr morgens, und erneut von 13:00/14:00Uhr bis 17:00Uhr. Tages abhängig gehen machen Kinder nur vor-/nachmittags zur Schule.
Ein Großteil der Jüngsten, welche noch nicht in die Schule gehen, bleiben den gesamten Tag zuhause, da für sie nicht das Angebot eines Kindergartens oder einer Vorschule gegeben ist.
Hier konnte uns jedoch nicht genau erklärt werden, nach welchem Verfahren Kinder in die Vorschule/Kindergarten gehen oder nicht, da beispielsweise Danet (die jüngste Tochter Saroaths) täglich von 07:00Uhr bis 10:00Uhr morgens in die Vorschule geht, die Möglichkeit jedoch Teile der Gleichaltrige Kinder nicht haben.
Diejenigen, welche den Vormittag über Daheim bleiben helfen Lida bei täglichen Haushaltsaufgaben wie Spülen, Waschen, Putzen, Kochen oder Einkaufen.
Wenn alle Kinder zwischen 11Uhr und 12Uhr wieder kommen essen sie gemeinsam das zuvor vorbereitete Mittagessen (Reis mit Beilage). Woraufhin die Kinder ein wenig Freizeit haben, welche sie für Spielen, Schlafen oder Schulaufgaben nutzen. Das neu installierte wlan führte dazu, dass viele Kinder gerne die ein oder andere Stunde am Handy verbrachten.
Später haben einige wieder Schule, andere verbringen den Nachmittag, wie bereits erwähnt, daheim.
Die jüngeren Kinder können nachvollziehbarerweise wenig im Haushalt helfen, woraus resultiert, dass sie oft ihre freien Stunden am Tag so gestalten können wie sie mögen.
Im Waisenhaus gibt es wenige materielle Spielzeuge, heißt die Kinder spielen viele Fang- oder Versteckspiele. Ebenfalls werden Steine oder andere kleine Gegenstände umfunktioniert und somit zu Spielfiguren. Wir waren sehr von der Kreativität der Kinder beeindruckt. Aus banalen Bodenfliesen wurden Spielfelder und aus Steinen ein komplexes Fang und Geschicklichkeitsspiel. Natürlich kennen wir Ähnliches auch aus unser Kindheit, trotzdem ist es sehr faszinierend wie die Spiele der Kinder ohne jegliche gekaufte Gegenstände/Spielzeuge auskommen und das Spaßempfinden mindestens genauso groß ist, wie es mit Spielzeugen herkömmlicher Art gegeben ist.
Jedoch hat jedes Kind auch seine eigenen Pflichten, welche es für sich erledigen muss. Jedes Kind wäscht seine Kleidung selbst von Hand, und muss sich und sein Umfeld (Schlafplatz, Gemeinschaftsbereiche) sauber halten. Und obwohl Lida so viele Aufgabenbereiche abdecken muss, achtet sie auch darauf und steht im konstanten Austausch mit den Kindern, was sicherstellt, dass das Waisenhaus immer ein möglichst reinlicher und ordentlicher Platz ist. Es ist jedoch nicht nur Lida, welche acht darauf gibt, dass es im Waisenheim ordentlich zu geht. Neben ihr nehmen auch ältere Kinder autoritäre Positionen ein. Sie weisen die kleinen zurecht, lösen Konflikte oder trösten, falls es Probleme gibt. Generell sind die Kinder für ihr Alter sehr selbstständig.
Schlafenszeiten, Schulaufgaben oder andere Probleme werden eigenständig von den Kindern geregelt, oder mit Freund*innen besprochen.
Rotana, ein 16 jähriger Junge, hat uns in der dortigen Zeit wahnsinnig beeindruckt. Er entspricht dem soeben beschriebenen autoritären älterem Kind. Morgens steht er um 5 Uhr mit Lida, welche er Mama nennt, auf um für die Gemeinschaft zu kochen. Nachdem er aus der Schule wieder nach Hause kommt, zieht er sich um und fängt an die bestehenden Aufgaben zu übernehmen. Sei es das Reis kochen, Feuer machen oder der Marktbesuch. Was uns dabei vor allem beeindruckte war seine stetige Freude. Egal wie viel er am Tag zu erledigen hatte, ein Lächeln oder ein nettes “Hello” blieb nie aus. Er liebte es neue Englische Wörter zu erlernen und erwies sich als sehr guter Schüler. Auf die Frage was er mal werden will antwortete Rotana “ I want to become a German teacher. I love Germany.”
Andere Kinder antworteten auf die Fragen mit: TukTuk-Fahrer, Friseur, Büroangestellte und Reiseführer.
Die Kinder lernen mit Begeisterung. Das durften wir beim täglichem Englischunterricht miterleben. Dieser fand aufgrund des regnerischen Wetters nur um die 8 mal statt. Da der Lehrer, ein sehr netter junger Mann, einen weiten Weg zum Waisenhaus hat ist es bei starkem Regen zu gefährlich zum Waisenheim zu kommen. Wir bemerkten, dass der Lehrer, Name, es über einen spielerischen Zugang versuchte die fremde, schwierige Sprache beizubringen. Die Kinder singen englische Lieder wie das uns allen bekannte „Head, shoulders,knees and toes“. Der Unterricht ist in verschieden Schwierigkeitsstufen eingeteilt, welche an das Niveau der Kinder angepasst sind. Die kleineren schreiben fremde Wörter von der Tafel ab und malen das dementsprechende Abbild. Die schon älteren Kinder lernen mit Heften in welchen es multiple choice Aufgaben gibt oder zum Beispiel auch Übungen zum konjugieren.
Die eine Stunde Englischunterricht am Tag empfanden die Kinder als ein Highlight und nicht als eine Pflicht- so wirkte es zumindest auf uns.
Um den Tagesablauf zu vervollständigen fehlt nun noch die Zeit vom Abendessen bis zum Schlafen. Nach dem Englischunterricht gibt es meist schnell folgend ein warmes Abendessen. Oft bestehend aus Reis und einer Fleisch/Gemüsebeilage. Ist ein Kind fertig mit dem Essen bring es seinen Teller zur Abwaschstelle und genießt die verbleibende Freizeit. Hier wird Fangen gespielt, Fernsehen geschaut oder seit unserer Ankunft UNO gespielt.
Gegen zehn gehen die Lichter aus, dort oder da hört man aber noch ein leises Kichern